Unsere Newsletter in 2022 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die BücherEulen im 3. Quartal 2022:
Büchereule 02-09-2022

Liebe Büchermenschen,

diesmal kein Gedicht. Eigentlich wollte ich einfach diese wirklich schönen zwei Sätze von Kurt Tucholsky zitieren: „Eines morgens riechst du den Herbst. Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig …“. Aber: Diese Sätze gehören zu einem nicht weniger schönen längeren Text, den Tucholsky 1929 in der Weltbühne unter seinem Pseudonym Kaspar Hauser veröffentlich hat. Diesmal also kein Gedicht – sondern ein Link zu eben diesem Text: https://www.textlog.de/tucholsky-jahreszeit.html
Eine Stöberei auf textlog kann ich eh‘ empfehlen, Tuchos Texte sind vielfältig und immer lesenswert.

Hier in der Buchhandlung ist so langsam ein Ende der Schulbuchbestellungen in Sicht. Ich hab‘ die Kisten nicht gezählt – aber es waren sicherlich weit über hundert Pakete, die wir im Laufe der letzten Wochen entgegengenommen, geprüft, titelrein sortiert und ausgeliefert haben. Einmal mehr freue ich mich über die buchhändlerischen Lieferwege: Wenn wir morgens die Buchhandlung aufschließen, ist eigentlich alles schon da. Oft waren wir einfach eine Stunde früher im Haus, sodass der „normale“ Buchladenbetrieb wenig beeinträchtigt worden ist. (Ich finde das auch für die Postdamen gut – die haben eh‘ genug zu schleppen, da müssen es nicht auch noch die ganzen Schulbuchkisten sein. Leider liefern einige Verlage doch über die Post, es sind aber wenige.)

Immer mal zwischendurch gibt es aber ganz andere Dinge auszupacken. Am Wochenende waren das zum Beispiel feine Dinge aus dem Grätz-Verlag. Dieser Verlag nutzt nur sehr wenig Plastik für die Verpackungen – besonders bei den Klappkarten bin ich gespannt, wie sich das im Alltag bewährt. Wir haben nun einige im Sortiment, die Illustrationen sind besonders. Auch bei den Weihnachtskarten habe ich „zugeschlagen“, die räumen wir aber erst Ende November nach vorne. Überhaupt warten im Lager fünf Kisten mit Advents- und Weihnachtsbüchern auf ihren Auftritt. Den werden wir erst einmal sehr zurückhaltend gestalten, richtig pompös wird es erst Mitte November. Aber durchsehen können Sie diese Bücher schon in der zweiten Oktoberwoche.

Neu ist auch unsere „Gelesen von“-Banderole: Immer mal, wenn Zeit ist, machen wir ein paar Notizen zu den gemochten Büchern. Noch sind es wenige Banderolen, viel weniger als gemochte Bücher – aber das wird schon. Spannend finde ich dabei auch, wie unterschiedlich wir lesen, die Notate haben ganze eigene Schwerpunkte. Falls Sie mehr wissen wollen, ansprechen kann man uns natürlich immer noch und gerne!

  

Außerdem bin ich seit dieser Woche in Sachen „Gernsheimer Bilderbucheule 2022“ in den Kindergärten unterwegs: In vier der fünf Gernsheimer Kindergärten sind wir (Christian und Melanie Suhr von der Büchnerbühne oder ich) jeweils drei Mal mit je zwei Bilderbüchern. Jede Gruppe hat ihre eigene Vorlesezeit, macht insgesamt 45 Termine und 90 gelesene Bücher 😊 Die Kinder entscheiden bei jedem Termin, welches der beiden Bücher ihnen besser gefallen hat. Weil das über ein Punktesystem erfasst wird, kann ich Mitte Oktober, wenn wir bei allen waren, das Buch benennen, das die Kinder am liebsten hatten. Ich bin sehr gespannt! In jedem Kindergarten bleiben alle Bücher auch je einmal, damit die Kinder sie weiterhin anschauen können. Weil ich im Mai so gut mit Anerkennungsprämie versorgt worden bin, kann ich das mit der Büchnerbühne finanziell prima stemmen. Und auch die Bücherspende passt noch ins Konzept.
Ich mache das aus sehr vielen Gründen. Einer ist meine Vorliebe, Lese-Spaß-Vermittlerin zu sein – das bin ich, wenn ich in den Kindergärten und Schulen bin, nämlich auch bei Kindern, die sonst wenig oder keine Berührung mit Büchern haben. Ein weiterer ist, dass ich selbst immer wieder mein Gespür schärfe: Was ist gut für die Kinder, was mögen sie? Das ist ja für meine Arbeit in der Buchhandlung wirklich wichtig. Dazu kommt, dass ich den Kindern auch sechs völlig unterschiedliche Illustrationen anbiete. Mit Illustrationen ist das so wie mit dem Essen: Vielfalt ist nötig, damit der Geschmack sich bilden kann.

Das Bilderbuch des Monats September war in der engeren Auswahl für die Bilderbucheule – aber mir schienen die sehr ungewöhnlichen Illustrationen zu schwierig für diese Art Vorlesen. Man muss sich wirklich vertiefen können, weil die einzelnen Tiere nicht klar gegeneinander abgezeichnet sind, das geht schwer in der Kürze der Zeit. Aber für zu Hause ist das ein hinreißendes Buch mit einer herrlich versponnen Mutter-Kind-Geschichte:

Bruno Hächler / Laura D’Arcangelo: Noch einer oben drauf

„Der kleine Ameisenbär schaukelte auf dem Rücken seiner Mutter durch die Gegend. Das war das Beste: Auf Mamas Rücken sitzen. Die Nase in die Luft strecken. Gucken. Genießen. Nur manchmal fühlte er sich etwas einsam …“
Was macht man, wenn man sich einsam fühlt? Einladungen aussprechen. Der kleine Ameisenbär fängt damit an und hört gar nicht wieder auf: Erst kommt der Dachs zu ihm auf Mutters Rücken, dann die Ente, später der Hase, ein Eichhörnchen und eine ganze Froschfamilie. Mit Schnecke, Fuchs, Maulwurf und Siebenschläfer wird es dann doch langsam eng – und der Reiher, der sich auf die Spitze setzt, kommentiert folgerichtig mit „Wie wackelig!“, direkt bevor alle herunterpurzeln. Alle, außer dem kleinen Ameisenbären …
Selten habe ich ein Bilderbuch in der Hand gehabt, bei dem man so genau hinsehen muss: Laura D’Arcangelos Tiere sind nicht scharf gegeneinander abgegrenzt, sie fließen ineinander über. Das liegt sowohl an der (sehr dezenten) Farbwahl, als auch an ihrer Stiftführung – und es macht großen Spaß, alles zu entdecken! Die herzenswarme Geschichte, die so neu nun doch nicht ist, bekommt durch einen Einblick in die jeweilige Lebenssituation der einzelnen Tiere eine besondere Drehung.
Und natürlich sind auch die sich wiederholenden Sprachelemente eine tolle Sache, gerade beim Vorlesen, sie laden förmlich zum Mitmachen ein. Ein wunderherrliches Buch, nicht nur für Kinder und Mütter!
Nord-Süd-Verlag, 978-3-314-10597-5, € 15,00

Seit Anfang des Jahres haben wir wieder öfter Praktikant*innen – ich bin sehr froh darüber. Und Sie wissen ja schon: Jede*r muss eine Buchempfehlung schreiben. Diese hier ist von Jonas, der Anfang Juli bei uns war.
Praktikant Jonas empfiehlt - Alexandra Bracken: Lore
Einst verrieten neun der altgriechischen Götter Zeus und er verbannte sie. Nun müssen sie alle sieben Jahre beweisen, dass sie ihre Unsterblichkeit verdienen, denn während einer Woche verlieren sie diese. Darauf werden sie von den Nachkommen der alten Helden aus den Sagen gejagt, die nun eingeschworene Familienclans sind. Diese sind selbst in modernen Zeiten noch aktiv. Und sie besitzen gewaltige Macht, denn wenn sie einen Gott töten, erhält dessen Mörder die Kräfte und die Unsterblichkeit des Gottes bis zu dem nächsten Agon, wenn die Jagd wieder beginnt. Lore, die letzte sterbliche Nachkommin des Perseus, will mit alldem eigentlich nichts mehr zu tun haben. Doch als der neue Ares, Aristos Kadmou, der einst ihre Familie ermorden ließ, einen finsteren Plan fasst muss sie mit der schwer verletzten Athene einen Pakt schließen. Nun ist sie gezwungen wieder in die Welt eindringen, die sie hinter sich lassen wollte.
Alexandra Bracken nutzt in ihrem Roman die antiken griechischen Sagen als solide Grundlage und verdreht dabei keine der Sagen. Schon die Grundidee des Romans, mit den von Zeus sterblich gemachten Göttern, ist im Rahmen der Sagen nicht unrealistisch. Sogar die auf den ersten Seiten gezeigten Wappen bzw. Zeichen der Häuser sind nie zufällig. Die Anspielungen auf manche der Geschichten werden die Fans altgriechischer Sagen nicht nur aufgrund ihrer Korrektheit mögen, sondern an manchen Stellen auch über Witze schmunzeln. Doch die gute Erzählart und die Spannung durch die Ungewissheit wem die Hauptfigur trauen kann, werden auch Menschen, die eigentlich keine Sagenfans sind, schnell zum Weiterlesen bewegen.
Arena Verlag, Übersetzung: Sabine Schilasky, 978-3-401-60638-5, € 22,00

In der letzten Büchereule hatte ich von einem kleinen Gewinnspiel zum Deutschen Buchpreis gesprochen. Nun ist die Shortlist „draußen“ und wieder einmal ist nicht alles lieferbar. Aber es kommt, da bin ich sicher. Welches Buch der letzten fast zwanzig Jahre, das den Buchpreis gewonnen hat, fanden Sie den gut? Schreiben Sie es mir. Egal auf welchem Weg. Unter allen Einsendungen verlose ich einen Buchgutschein in Höhe von 30 € … Im Archiv der Seite „Deutscher Buchpreis“ finden Sie sämtliche Listen, die der Gewinnbücher, die Longlists und Shortlists, auch des Jahres 2022. Der Gewinner 2022 natürlich noch nicht, der wird ja erst am 17.10.2022 ausgelobt: LINK

Kurzentschlossene möchte ich noch mal an die zwei kommenden Lesungen erinnern: 23.09.2022 Annette Wieners „Die Diplomatenallee“ (tolles Buch! Faktenreich und spannend!), am 28.09.2022 Stefanie Gregg „Die Stunde der Nebelkinder“, beide um 19 Uhr im Gewächshaus von Blumen Hägele. Nehmen Sie was Warmes zum Anziehen mit.
Und für kurzentschlossene Kinder gibt’s den 25.09.2022 beim KSV Allmendfeld, ab 14.30 Uhr Bilderbuchkino und ab 15.30 Uhr „basteln“ wir gemeinsam eine Harry-Potter-Geschichte (Alter von 8 bis 10 Jahren, hierfür bitte anmelden).

Im Bilderbuchpfad ist noch bis 30.09.2022 das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ spazierenzusehen. Und noch einmal ein vorsichtiger Aufruf: Wenn jemand in der ersten oder zweiten Oktoberwoche Zeit hat und sägen kann, dann wäre ich extrem froh über Hilfe. Damit die Pfosten stabil bleiben, wäre es gut, wenn die Bilder schräger stünden – dann könnten Kinder sie sehen, ohne sich an den Pfosten festzuhalten. Ich kann diese Sägearbeiten nicht selbst machen und habe derzeit auch niemanden in meinem Umkreis. Falls Sie sich das also zutrauen und Zeit dafür haben, bitte melden. (Wenn nicht, bleibt alles so wenig schräg, wie es ist. Ist kein Problem, anders wäre nur besser.)

Damit verabschiede ich mich und wünsche eine gute Zeit. Möge die fünfte Jahreszeit eine wirklich schöne für Sie sein. Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

Büchereule 01-09-2022

Liebe Büchermenschen,

Im Nebel ruhet noch die Welt – ach nein. Bitte nicht den guten Herrn Mörike. „Septembermorgen“ ist ein schönes, melancholisches, kurzes Gedicht: Indes, es ist allseits bekannt. Hier nun also weniger melancholisch, dafür bildhaft und mit dankbarem Unterton, ein etwas längeres Gedicht von Gustav Falke (1853 – 1916):
 

September

Der Dornbusch prangt im Schmuck der roten Beeren,
Die Dahlien in ihrer bunten Pracht,
Und Sonnenblumen mit den Strahlenspeeren
Stehn stolz wie goldne Ritter auf der Wacht.

Die Wespe nascht um gelbe Butterbirnen,
Die Äpfel leuchten rot im Laub und glühn
Den Wangen gleich der muntren Bauerdirnen,
Die sich im Klee mit ihren Sicheln mühn.

Noch hauchen Rosen ihre süßen Düfte,
Und freuen Falter sich im Sonnenschein,
Und schießen Schwalben durch die lauen Lüfte,
Als könnt des Sommerspiels kein Ende sein.

Nur ab und an, kaum dass der Wind die Äste
Des Baumes rührt, löst leise sich ein Blatt,
Wie sich ein stiller Gast vom späten Feste
Heimlich nach Hause stiehlt, müde und satt.

Ich hab‘ das alles vor Augen, auch wenn ich gerade im Wohnzimmer sitze, der Ausblick lediglich die Dächer gegenüber präsentiert und noch nicht mal Vögel zu sehen sind: Es regnet zu meiner großen Freude. Worte können eine große Kraft entwickeln! Mögen Sie es lieber bildhaft oder mit Sprache spielende? Schreckt Sie Länge oder dürfen es gleich ganze Bücher sein?

In 2020 hatte Anne Weber mit „Annette, ein Heldinnenepos“ den Deutschen Buchpreis gewonnen – und auch wenn dieser sehr gerne sprachlich Besonderes auszeichnet, war der Preis für einen Roman in freier Versform dann doch überraschend. Ich bin sehr gespannt, wer ihn in diesem Jahr bekommt und hätte gerne mehr Zeit, mir jedes Buch ganz einzuverleiben. Aber es gilt mal wieder, Mut zur Lücke zu haben. Einige Leseprobenhefte zum Buchpreis sind übrigens noch da: Bei Interesse einfach melden. Und wenn am 20. September die Shortlist bekanntgegeben wird, startet bei uns ein kleines Gewinnspiel (mehr dazu in der nächsten Büchereule …)
Wirklich interessant ist übrigens auch die Hotlistzehn Bücher aus unabhängigen Verlagen, die sozusagen als Blaupause für deren Können stehen. Auswahlkriterium bei der Hotlist kann, neben Inhaltlichem, auch eine ungewöhnliche Gestaltung sein oder ein besonderes Verlagskonzept, das sich in diesem Titel außergewöhnlich gut spiegelt. Ich finde sogar die Liste der Einreichungen sehr inspirierend (und freue mich immer, wenn ich ein Buch entdecke, das ich auch sehr mochte – viele der Titel kenne ich tatsächlich nicht). LINK

Erwähnt seien noch die Neuerscheinungen im Bestsellerformat, die in diesen Tagen eintrudeln oder bereits vorrätig sind – da reicht es sogar, nur die Autor:innen zu nennen: Karsten Dusse, Rebecca Gablé, Robert Galbraith, Stephen King und Charlotte Link. Außerdem sind seit dieser Woche auch die Kalender 2023 im Laden.

  

Die letzte Büchereule beschäftigte sich ausgiebig mit dem Lesenlernen, der Schulanfang stand an. Die meisten Tipps passen aber auch für ältere Kinder sowie Jugendliche: Eher unter- als überfordern, Textmengen beachten, Weißraum ebenso und persönliche Vorlieben mit berücksichtigen. In den letzten Tagen sind neue Bücher eingetroffen, die es auch weniger guten Leser:innen möglich macht, sich ein ganzes Buch zu erschließen. Mir gefällt bei dieser Reihe aus dem Beltz-Verlag besonders, dass das Label gerade nicht „leicht“ oder „einfach“ lesbar ist  - „super lesbar“ ist so schön mehrdeutig. Ich würde mir wünschen, dass auch diese Bücher für Buchvorstellungen oder den Lesepass genutzt werden dürfen – Sie wissen ja: Nur Lesen übt Lesen.

Außerdem hatte ich in der Büchereule 02-08-2022 versprochen, die Aktionen zur Woche der unabhängigen Buchhandlungen vorzustellen. Die WuB findet vom 29.10. bis 05.11.2022 statt, wir beteiligen uns mit einer feinen Postkartenaktion (neue Postkarten, falls Sie im letzten Jahr schon Ihre Freude daran hatten …), der Lesung mit Arno Camenisch am Dienstag, 01.11.2022 (Näheres folgt) und, ganz neu, „Übernehmen Sie!“. Will heißen – wir suchen zwei oder drei Kund:innen, die sich trauen, die Buchhandlung am Samstag, 05.11.2022 zu übernehmen. Morgens starten wir mit einer Einweisung, dann räume ich den Platz hinter der Theke und Sie dürfen einen Vormittag den schönsten Job der Welt machen, nämlich Bücher empfehlen. Da ich ja nur drei Minuten zur Buchhandlung brauche und selbstverständlich meine Telefonnummer dalasse, wird alles prima funktionieren. Und damit Sie direkt über Ihre Lieblingsbücher reden können, legen wir die an Lager, falls sie es nicht sowieso sind. Wer will?
Am Nachmittag des 05.11.2022 gibt es ab 15 Uhr dann „Bilderbuchzoom mit Bastelglück“
WuB, WuB, Hooraayyy!

Diese Woche habe ich mit Annette Wieners telefoniert, die am 23.09.22 ab 19 Uhr zu einer Lesung im Gewächshaus von Blumen Hägele nach Gernsheim kommt. Ihr Konzept ist richtig spannend: Sie wird ausgewählte Textpassagen lesen, aber auch immer wieder Wissenswertes erzählen und Bildmaterial hat sie außerdem dabei. Dieser Abend mit der „Diplomatenallee“ wird uns also richtig in die Bonner Republik zurückversetzen … Karten sind in der Buchhandlung im Vorverkauf für 10 € zu erwerben (oder Sie entscheiden sich für die „Eulenkarte“, zahlen 15 € und haben automatisch Zutritt zu allen vier Lesungen, die in diesem Jahr noch anstehen.)

Stefanie Gregg, die am 28.09.2022 um 19 Uhr auch im Gewächshaus liest (auch hier: 10 € oder Eulenkarte), ist gerade dabei, den dritten Band ihrer Nebelkinder fertigzustellen. Sicherlich beantwortet sie, wenn sie hier aus dem zweiten Band „Die Stunde der Nebelkinder“ liest, auch die ein oder andere Frage hinsichtlich des Abschlusses der Trilogie …

Zwei der
Septemberbuchempfehlungen (komplett nachzulesen im Schaufenster oder auf der Homepage) lege ich Ihnen hier ans Herz. Zu „Isidor“ gibt es auch ein Video mit der Autorin Shelly Kupferberg: LINK

Shelly Kupferberg: Isidor. Ein jüdisches Leben
Isidor gab es wirklich. Er war der Urgroßonkel von Shelly Kupferberg, ein aus Galizien und bettelarmen Verhältnissen stammender Mann, der in Wien Rechtsanwalt wurde (und noch so einiges, manchmal nicht ganz Astreines 'drehte'). In den 1920er und 1930er Jahren führte Isidor ein großbürgerliches, wirklich reiches, gesellschaftlich anerkanntes Leben, die ganze Wiener Prominenz war bei ihm zu Gast. Er starb kurz nach dem Einmarsch der Nazis in Wien, kurz nachdem ihn die Erkenntnis traf, dass ihm diese hart erarbeitete Existenz genommen werden würde, an einer Art gebrochenem Herzen.
Shelly Kupferberg ist eigentlich Journalistin und erzählt Isidors Leben überhaupt nicht unterkühlt, aber auch nicht gefühlig. Das Buch hat verschiedene Erzählebenen: Ihre eigene "Ermittlungsarbeit" um dem Großonkel überhaupt auf die Spur zu kommen ist eine davon. Eine weitere ist die des Neffen Walter, der Kupferbergs Großvater war, Walter hat es 1938 unter noch nicht allzu großen Beschwernissen nach Palästina geschafft - und seine Erzählungen waren es vor allem, welche die Autorin veranlassten, Isidor und der Wiener Zeit und damit auch den Nazis nachzuspüren. „Isidor" wünsche ich viele Leser*innen: Weil wir immer wieder erfahren müssen, wie das alles passiert konnte und auch, weil es wichtig ist, vom vielfältigen jüdischen Leben vor dem Holocaust zu erfahren.
Diogenes Verlag, 978-3-257-07206-8, € 24,00






Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

Büchereule 02-08-2022

Liebe Büchermenschen,

„Wir haben so viel vorgelesen! Und wir selbst lesen auch echt viel! Und trotzdem mag unser Kind das nicht.“ – das höre ich zum Schulanfang öfter. Manchmal mit richtiger Verzweiflung gesprochen. Dabei ist es mit dem Lesen eigentlich wie mit jedem anderen Hobby: man mag es oder man mag es nicht. Und doch sind Vorlesen und Vorbild sein natürlich wichtig!! Denn sie helfen mit, dass das Kind lesefähig (!) wird, es gute Geschichten mag und auch keine Angst vor Büchern hat. Diese drei Punkte sind fürs Leben (und vorher für die schulische Laufbahn) notwendig. Ob das Kind Bücher „wegfrisst“ oder nicht, das ist tatsächlich eher zweitrangig.
Natürlich hilft regelmäßiges Lesen dem Wortschatz, der Grammatik und der Rechtschreibung. Aber: Wenn ich mir vorstelle, meine Eltern hätten auf Biegen und Brechen versucht, aus mir eine Fußballerin zu machen, weil Bewegung wichtig ist, dann habe ich ein ungefähres Gefühl, wie es Kindern gehen muss, die Bücher eigentlich doof finden.
Quintessenz: Bitte weiterhin vorlesen! Bitte immer mal Lesbares anbieten mit Inhalten, die das Kind interessieren – das kann auch die Fußballzeitung sein. Oder Medi und Zini aus der Apotheke (gibt’s das noch?).
Und: Bitte bleiben Sie entspannt und machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn Ihr Kind kein viellesender Mensch wird. Sofern es lesefähig, geschichtenmögend und halbwegs buchentspannt ist, haben Sie einen richtig guten Job gemacht!
Das war mein kleines Plädoyer für Entspannung 😊

Natürlich gibt’s für die Neuschüler*innen trotzdem ein paar Dinge, auf die man achten kann:
  • Wenn ein Thema gut zum Kind passt, wird das Buch eher gelesen.
  • Wichtig sind das Text-Bild-Verhältnis und gerade fürs erste Erschließen auch viel Weißraum, er ist zur Orientierung wichtig.
  • Lieber etwas auswählen, was unter- als etwas was überfordert. Wenn im Kopf Lesen mit großer Anstrengung verknüpft ist, ist das absolut nicht hilfreich.
  • Auch Bilderbücher können eine gute Wahl sein – vielleicht sogar, wenn sie schon bekannt sind. Selbst wenn vieles auswendig gewusst wird: Das ist trotzdem lesen.

Wir lesen Worte nicht als Abfolge von Buchstaben. Sondern wir haben eine Art Bild des Wortes in unserm Kopf und greifen beim Hingucken auf dieses Bild zurück – darum geht das so schnell. Je öfter wir ein Wort gesehen haben, desto sicherer ist der Zugriff. Ein Kind, das beim Vorlesen auf dem Schoß sitzt, „liest“ also quasi schon mit. Letztendlich bedeutet das aber: Nur Lesen übt Lesen.

Es mag sein, dass ich das schon irgendwann geschrieben habe. Ziemlich sicher werde ich es auch zum nächsten Schuljahr wieder schreiben. Gerade weil ich Lesen so liebe …
In diesem Zusammenhang: Ich habe einen wunderbar passenden Begriff für mein Tun in Schulen und Kindergärten gefunden – ich bin Lesespaß-Vermittlerin. Damit es wirkliche Leseförderung ist, muss es systematisch und vor allem regelmäßig erfolgen, das kann ich eigentlich gar nicht leisten. Aber, dass die Kinder Spaß an den Büchern und meinem Besuch haben, das gelingt mir in hohem Maße. Ich werde das auch weiterhin beibehalten. Wobei ab Oktober eine Veränderung im Buchhandlungsablauf deswegen kommen wird: Wir werden den Montagvormittag geschlossen haben (außer im Dezember). Ich bin dann entweder in einer Einrichtung oder organisiere entsprechend. Im Laden bündeln wir die Kräfte dann am Dienstagvormittag. Ich hoffe auf Ihr Verständnis.

Wo wir schon bei Organisation sind:
  • Am Sonntag, 25.09.2022, ist ab 14.30 Uhr die Bücherzeit beim KSV Allmendfeld (das hatte ich schon erzählt).
  • An einem Samstag im Oktober oder November gibt es Bilderbuchzoom mit Bastelglück – den Termin kann ich erst nennen, wenn ich die Planung Bilderbucheule in Kindergärten abgeschlossen habe.
  • Am Freitag, 18.11.2022, ist der bundesweite Vorlesetag. Am Nachmittag und auch am Samstag, 19.11.2022 freue ich mich über Besuch – Kinder der zweiten und dritten Klasse sind herzlich zum Vorlesen willkommen. Ob sie mir ein wenig aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen oder einen Witz oder ganz etwas anderes: das dürfen sie gerne selbst aussuchen. Eine kleine Belohnung liegt für jedes Kind bereit.
  • Am Dienstag, 13.12.2022, kommt Knut Krüger in die vierten Schulklassen der Peter-Schöffer-Schule – und liest am Nachmittag auch für alle anderen Kinder. Wo wir das stattfinden lassen, steht noch nicht ganz fest, aber los geht es um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei. Sie können sich das ja schon mal vormerken. „Ein Zwergmammut verschenkt man nicht“ ist das Buch, aus dem Herr Krüger am Nachmittag liest. Vielleicht haben Sie ja auch einen Flyer für diese Lesung gesehen, wir hatten ihn als Ranzenpost mitgegeben.
  • Am Dienstag, 17.01.2023 und Mittwoch, 18.01.2023 kommt Rüdiger Bertram ins Gymnasium und in die Johannes-Gutenberg-Schule. Am Abend es 17.01.2023 gibt es in der Aula des Gymnasiums eine Lesung aus „Der Pfad“, zu der Jugendliche und  Erwachsene eingeladen sind.
Darüber hinaus bin ich im September und Oktober in Kindergärten und im November in Schulen. Lesespaß vermitteln …
Die letzten beiden Infos für Kinder sind diese:
 
Auf dem Mitteltisch sind gerade schöne und viele Bücher zum Schulanfang. Aber auch unser Erstleseregal ist bestens gefüllt. Und das Bilderbuch für den August möchte ich Ihnen auch noch zeigen.

  

Frauke Angel / Volker Fredrich: Hagar die Schreckliche
„In unserem Hof spielt ein neues Mädchen. Es heißt Hagar. Uns gefällts. Aber unsere Mütter finden das schrecklich. Meine Mutter, Josefines Mutter und besonders die von Tristan und Isolde.“ Warum das so ist, das wird schnell klar: Die Mütter verbringen ihre Zeit im Hof damit, sich über neue Frisuren, Mode und Tratsch zu unterhalten und dabei Sandkuchen zu backen – während die Kinder möglichst brav und geschniegelt daneben sitzen sollen. Hagar hingegen trägt wilden Zopf, eine Hose, die auch ein Rock sein könnte. Und sie klettert auf den Baum. Viel zu gefährlich, das haben die Mütter schon immer gesagt! Das hinaufgerufene „Stell dir vor, du fällst runter!“ beantwortet Hagar sehr entspannt mit „Wieso soll ich mir das vorstellen? Ich bin doch nicht doof!“ und klettert einfach weiter. Bis sie die Äpfel im Baum pflücken kann. Dann beginnt doch tatsächliche eine große Apfelfreude. Für alle!
Die Heldin ist toll, die Geschichte überzeugend. Aber so richtig gut wird das Ganze durch Volker Fredrichs geniale Illustrationen. Seine Figuren haben viel Witz und er malt mit großem Ideenreichtum und vielfältigen Techniken. Hagar ist gar nicht schrecklich – Hagar ist einfach wunderbar!
Tulipan Verlag, 978-3-86429-522-5, € 15,00

Falls Sie sich näher mit den Büchern befassen wollen, die auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2022 stehen – das Büchlein mit den Leseproben ist eingetroffen. Sie dürfen es gerne abholen, ich kann es aber auch vorbeibringen: Einfach Bescheid geben. Einige Bücher sind mittlerweile auch vor Ort, andere sind noch gar nicht erschienen. Alle sind vorgemerkt und irgendwann (hoffentlich bald) sind dann alle an Bord.
 
Die beiden Bücher, die ich hier noch vorstelle, sind beide nicht nominiert. Aber das ist auch kein Wunder: Das eine ist ein Sachbuch, das andere ein Roman, der so gar nicht literarisch daherkommt. Beide sind themenverwandt …



Anne Stern: Drei Tage im August
Berlin im August 1936: Die Olympiade ist auf ihrem Höhepunkt, die Nazis halten sich halbwegs zurück. Gäste aus der ganzen Welt sollen schöne und faire Spiele erleben - und natürlich sollen sie die (falsche) Sicherheit mit nach Hause nehmen, dass in Deutschland nichts Schlimmes passiert. Elfie Wagner leitet die feine Chocolaterie Sawade, und sie ist sich der Gefahr, die von den Nazis ausgeht, sehr bewusst. Trotzdem bildet sie zusammen mit der Verkäuferin Trude eine Art Ruhestation - auch für den jüdischen Buchhändler Franz Marcus, der in den nächsten Tagen seinen Laden wird abgeben müssen und der stattdessen ernsthaft überlegt, ins Ausland zu fliehen.
„Drei Tage im August“ sieht nicht nur richtig gut aus – es ist auch ein toller Roman! Gut zu lesen, sehr nachvollziehbar und durchaus spannend erzählt Anne Stern von Veränderungen im Miteinander, von wachsender Bedrohung aber auch von Freundschaften, die sich bewähren. Dabei gelingt ihr ein Tonfall, der nichts kleinredet oder beschönigt, eine Sprache, die dem Thema Naziherrschaft angemessen ist und trotzdem „leicht“ daherkommt.
Sawade gibt‘s übrigens tatsächlich und immer noch.
Aufbau Taschenbuch, 978-3-7466-3998-7, 15,00 €

Gunda Trepp: Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus
Waren Sie schon einmal im jüdischen Museum in Frankfurt? Oder in einem anderen Museum? Einer Synagoge? Wenn dem so ist, dann wissen Sie, dass dort Personenschützer stehen, man wird durchgecheckt wie am Flughafen. Ja, das hat Gründe. Und ja, es ist beschämend, dass diese Gründe bestehen. In einer Studie des Jüdischen Weltkongress‘ aus dem Jahr 2019 stimmten 27 % der Befragten judenfeindlichen Äußerungen zu, in einigen Schulbüchern waren bis vor sehr kurzer Zeit judenfeindliche Symbole gedruckt, und wenn die Namen Soros oder Rothschild genannt werden, dann ist der Hintergrund meist, rücksichtslose Geldmacherei aufzurufen. Das alles ist so tief in unserem Alltag verwurzelt, dass wir es sehr oft nicht gleich als Antisemitismus entlarven – obwohl es nichts anderes ist.
Gunda Trepp legt all das mit zahllosen Beispielen offen. Von „Ich kenne niemanden, der ein Problem mit Juden hat.“ im ersten Kapitel (dessen Überschrift „Das wird man ja wohl sagen dürfen“ leider eine oft benutzte Wendung ist) bis „Der Wunsch: Ein offenes jüdisches Leben führen zu können“ im letzten Kapitel widerlegt sie falsche Argumente. Alles eher kurz und knapp, dafür sehr gut lesbar und verständlich; jedes Kapitel schließt mit weiterführenden Leseempfehlungen zum Thema. Vor allem ist es Trepp ein Anliegen, Wissen über das Judentum und jüdisches Leben zu vermitteln – im Vorwort schreibt sie: „Ich gehe davon aus, dass die Realität und das Wissen immer noch die belastbarsten Fundamente darstellen, mit denen sich etwas anfangen und auf denen sich etwas aufbauen lässt.“ Denn ein gutes Leben mit- und nicht gegeneinander, das ist leider wirklich etwas völlig Neues, immer noch.
Wbg Paperback, 978-3-534-27418-5, € 20,00

Was fehlt?
Die Info zur vierten Lesung vier Erwachsene: Arno Camenisch wird am Dienstag, 01.11.2022 aus „Die Welt“ lesen. Beginn ist um 19 Uhr – die Örtlichkeit noch nicht abschließend geklärt. Aber Sie können das trotzdem schon gerne notieren.

Und was fehlt noch? Das Gedicht. Auch diesmal von Rainer Maria Rilke, angepasst an ausklingende Sommertage …
Sommerabend

Die große Sonne ist versprüht,
der Sommerabend liegt im Fieber,
und seine heiße Wange glüht.
Jach seufzt er auf: "Ich möchte lieber ..."
Und wieder dann: "Ich bin so müd ..."

Die Büsche beten Litanein,
Glühwürmchen hangt, das regungslose,
dort wie ein ewiges Licht hinein;
und eine kleine weiße Rose
trägt einen roten Heiligenschein.

Wir lesen uns im September wieder, ja? Bis dahin habe ich auch die Idee für den WuB-Samstag ausgeknobelt …
 
Ich wünsche Ihnen gute Tage, einiges an Regen (gerne des Nachts), ein feines Miteinander. Bleiben Sie bitte gesund und gerne uns gewogen. Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
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info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

Büchereule 01-08-2022

Liebe Büchermenschen,

die Hitze setzt uns allen ein bisschen zu, vor allem, weil der Regen fehlt. Gerade lese ich überall, wie sinnvoll kleine Wasserstellen für Tiere sind, selbst in Wald und Flur könne man flache Schalen oder ähnliches aufstellen, besonders an Stellen, an denen normalerweise Wasser steht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinbekomme, sie sollen alle zwei Tage aufgefüllt werden. Aber ich werde mir zumindest angewöhnen, den Balkon entsprechend für Insekten zu präparieren, das war bisher eher unsystematisch der Fall. In der Buchhandlung helfen die Olivenbäume ein wenig, doch auch hier muss ich mir was zum Bewässern ausdenken, bevor es  für die hier wohnenden Vögel zu spät ist. (Nicht verwunderlich ist übrigens, dass Gartenratgeber sich verändern: Den Trend wassersparend Gärtnern gibt es seit ein, zwei Jahren. Sie wissen ja, viele Menschen, die viele kleine Dinge tun … Wir sind alle gefordert.)

Die Abende gerade sind aber wirklich traumhaft. Tolle Sonnenuntergänge, halbwegs angenehme Temperaturen und ein Lüftchen obenauf – so darf es gerne bleiben. Tagsüber nehmen wir Regen, ja?

Stimmungsbild
(Rainer Maria Rilke)


Graue Dämmerungen hängen
überm weiten Wiesenplan, -
müd, mit rotgelaufnen Wangen
kommt der Tag im Westen an.

Atemlos dort sinkt er nieder
hinter Hängen goldumsäumt,
seine lichtermatten Lider
fallen mählich zu. - Er träumt. -

Träumt manch sonnig Traumgebilde..
Leis vom Himmel schwebt dahin,
jetzt die Nacht und neigt sich milde,
Sterne lächelnd über ihn...

Anders als der Blick zum Abendhimmel ist der Blick in die Nachrichten dieser Woche sowohl erfreulich als auch entsetzlich:
Einerseits ist da die Mitteilung, dass der Georg-Büchner-Preis in diesem Jahr an Emine Sevgi Özdamar verliehen wird - in der Begründung ihrer Entscheidung schreibt die Jury: "Ungewohnte literarische Stilmittel und aus dem Türkischen inspirierte Sprechweisen prägen ihre multiperspektivischen Texte, die neben intimen persönlichen Erfahrungen ein breites Panorama deutsch-türkischer Geschichte entfalten − vom Ersten Weltkrieg über die Aufbruchstimmung der Sechziger und Siebziger Jahre bis in unsere Gegenwart. Emine Sevgi Özdamars Werk eröffnet einen zugleich intellektuellen wie poetischen Dialog zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen, an dem wir lesend teilhaben dürfen." Wir gratulieren sehr herzlich!! Und ja, Bücher sind bestellt. Wer den Georg-Büchner-Preis gewinnt – da wage ich keine Prognosen. Darum ist meist nichts hier am Lager und dann sind die Titel so rasend schnell ausverkauft, dass man auf einen Nachdruck warten muss. Tun wir dann eben. LINK
 
Andererseits eine traurige Meldung – Jean-Jaques Sempé ist gestorben. So viele schöne Bücher sind ihm zu verdanken – vom kleinen Nick, übers Reisen, das Geheimnis des Fahrradhändlers bis hin zum von mir besonders geliebten Buch über Musiker – da trifft sich Dankbarkeit mit Trauer. Unser Beileid gilt seiner Familie und allen Nahestehenden. Merci! Au revoir!
 
Und auch noch bestürzende Mitteilung: Salman Rushdie wurde bei einem Vortrag angegriffen, ein Hubschrauber hat ihn ins Krankenhaus geflogen, derzeit wird er künstlich beatmet. Hoffen wir das Beste! Der Angreifer wurde von Menschen im Publikum festgesetzt und der Polizei übergeben – die Hintergründe sind noch nicht bekannt. Wir werden sicherlich weiterhin informiert.
Humor, Transparenz, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Genügsamkeit, Regeneration und lokale Verankerung – ich bin mir nicht ganz sicher, wie platitüesk diese Zusammenstellung ist. Das sind jedenfalls die „lumbung“-Werte, die sich das Kuratorienkollektiv ruangrupa für die Documenta fifteen auf die Fahne geschrieben hat. Es gab ja schon einiges an Skandalen im Zusammenhang mit der gerade stattfindenden Großausstellung, trotzdem (oder gerade darum) freue ich mich darauf, in der nächsten Woche dort zu sein. Kataloge sind jedenfalls in der Buchhandlung, falls Sie überlegen oder sich kundig machen wollen.

In Kassel werde ich mich auch mit einer Vertreterin treffen – sie hat neben dem Arena-Verlag viele schöne Dinge in ihrer Tasche und die guck‘ ich mir vor Ort genau an. Mal sehen, ob ich davon was mit ins Sortiment übernehme. Wo wir beim Sortiment sind: Da hab‘ ich gerade wieder ein wenig umgeräumt, das Regal mit den Kinderbeschäftigungsbüchern ist erweitert und es stehen nun auch Grundschullernhilfen mit drin. Natürlich hab‘ ich dabei auch alles in der Hand gehabt und geprüft; ab Montag steht ein Körbchen mit den Aussortierten für je 3 € vor der Tür. Das neue Regal gefällt mir jedenfalls ziemlich gut:



Auf der Homepage sind außerdem seit ein paar Tagen auch unsere Buchempfehlungen für den August zu finden. Ich bemühe mich immer, eher Bücher unabhängiger Verlage hier vorzustellen. Diesmal sind es drei kleine unabhängige Verlage, zwei größere – und ein Konzernverlag ist auch dabei. Das „musste“ aber sein, weil das Buch einfach wichtig ist. Darum stelle ich es Ihnen auch hier vor:

Doan Bui / Leslie Plée: Glauben Sie an die Wahrheit?
Fake News sind laut Duden „in den Medien und im Internet, besonders in sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen". Nur: Woran erkennt man sie? Und: Warum ist es so schwer, ihnen überhaupt zu entgehen? Dem geht Doan Bui in dieser Graphic Novel auf den Grund. Sie beginnt damit, überhaupt zu erklären, was Journalismus bedeutet, wie wichtig Recherche ist – aber auch, wie schwierig es manchmal ist, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die die erstaunlichsten Dinge für wahr ansehen.
Die Reise in die Abgründe der Fake News beginnt in einer Kleinstadt in der Nähe von New York, die Sandy Hook heißt. Dort kamen im Dezember 2012 zwanzig Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren sowie sechs Erwachsene durch einen Amoklauf ums Leben – eine entsetzliche Tat, die aber von den „Truthern" verleugnet wird. Die „Truther" behaupten, dass es gar keinen Amoklauf gegeben hat, sondern Schauspieler das gespielt haben, denn Barak Obama (der damalige Präsident) bräuchte einen Grund, die Waffengesetze zu verschärfen (stark vereinfacht, darauf läuft es aber hinaus). Jetzt könnte man sagen, es ist doch egal, was eine relativ kleine Gruppe von Menschen sagt. Aber: Mit Hilfe des Internets gelang es ihnen, diese angebliche Wahrheit so intensiv zu verbreiten, dass es wirklich schwierig wurde, Wahrheit und Lüge zu trennen. Wenn die ersten zwanzig Einträge in google von einem Schauspiel reden, bleibt doch hängen, dass da was Wahres dran sein könnte. Doan Bui nimmt uns dann weiter mit zu Flat-Earthern, den Erfindern der Algorithmen, zu Fake-New-Fabriken und irgendwann natürlich auch zu Donald Trump. Sie zeigt dabei sehr genau auf, wie die Systeme dahinter funktionieren – das ist wichtig, um zu verhindern, dass sie freien Einfluss auf die Politik haben. Leslie Plée Illustrationen passen hervorragend zum Text und sorgen dafür, dass dieser „Comic zur Förderung der geistigen Gesundheit" (O-Ton Carlsen-Verlag) schon für Menschen ab 12 Jahren verständlich ist.
Carlsen Verlag, Übersetzung: Christiane Bartelsen, 978-3-551-72329-1, € 22,00

Ganz anders, aber nicht weniger relevant finde ich den neuen Roman von Steven Uhly: Die Summe des Ganzen
 
Padre Roque de Guzmán sitzt wie jeden Werktag im Beichtstuhl seiner Kirche. Er hofft, dass heute niemand beichten will, sonst wird es eng mit der anschließenden Chorprobe. Doch es kommt ein junger Mann, der schwer an einer Sünde zu tragen scheint; bevor er sie aussprechen kann, flieht er. Ab diesem Abend kommt der junge Mann täglich - und je mehr er seine (bislang nur gedachte) Tat gesteht, desto tiefer rutscht auch der Padre hinein in den Abgrund.
Irgendwann begleiten wir den Padre lesend in seine Vergangenheit, weg von der aktuellen Gemeinde in einem heruntergekommenen Stadtteil von Madrid, die er seit vier Jahren leitet. Mit Gottes Hilfe, wie er glaubt, hat er seine Dämonen bezwungen. Der junge Mann zeigt ihm, dass das mitnichten so ist.
Ich weiß nicht, was ich nach diesem Klappentext („Die Macht der Worte ist so groß.") erwartet hatte - jedenfalls nicht eine so genaue Untersuchung menschlicher Abgründe, Gottesglaubens und lebensbeeinflussender Verletzungen. Steven Uhly ist dicht an seinen Charakteren und rollt dabei die Handlung langsam auf, wir Leser*innen wissen sehr lange nicht, worauf die Geschichte hinausläuft. Das ist unglaublich gut geschrieben und ungemein verstörend – „Die Summe des Ganzen" ist ein wichtiges schmales Buch.
Secession Verlag, 978-3-96639-048-4, € 22,00 €

Nahezu fertiggeplant ist übrigens das zweite Halbjahr. Und es gibt eine absolute Besonderheit: Wir planen insgesamt vier Lesungen für Erwachsene, jeweils mit einem Eintritt von € 10. Aber wir bieten auch eine Eulenkarte an, diese kostet 15 und damit haben Sie ohne Zusatzkosten bei allen Lesungen einen Platz. Voraussetzung ist: Sie melden sich bis acht Tage vor der Veranstaltung verbindlich an. Danach gibt’s nur noch Karten im freien Verkauf zu € 10. Aber wenn Sie sich früher festlegen können, dann sparen Sie schon bei der zweiten Lesung. Feine Sache, oder?

23.09.2022, 19 Uhr, Gewächshaus Blumen Hägele – Annette Wieners liest aus „Diplomatenallee“, Eintritt € 10 oder Eulenkarte
Bonn, 1974: eine mutige Frau zwischen allen politischen Fronten und ein geheimer Auftrag, der alles verändern könnte ...
Heikes geregeltes Leben ändert sich schlagartig, als plötzlich ihr ehemaliger Graphologie-Professor Erik Buttermann vor ihr steht. Er lädt sie zur Jubiläumsfeier des Graphologie-Instituts der Universität Bonn ein, wo sie als frühere Star-Studentin nicht fehlen soll. Sie dagegen will aus gutem Grund mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben, außerdem weiß sie, wozu der Professor fähig ist. Aber er hat ein verlockendes Angebot: In wenigen Wochen wird die DDR eine Ständige Vertretung in Bonn eröffnen, 100 Personen aus dem Osten werden dafür an den Rhein ziehen. Unter den Neuankömmlingen könnte Heikes verschollener Bruder sein und der Professor verspricht, ein Treffen der Geschwister zu arrangieren. Heike soll im Gegenzug noch einmal Handschriften für den Professor begutachten - und gerät damit in einen Strudel dramatischer Begebenheiten.
28.09.2022, 19 Uhr, Gewächshaus Blumen Hägele – Stefanie Gregg liest aus „Die Stunde der Nebelkinder“, Eintritt € 10 oder Eulenkarte
München, 1947: Helene wächst zwischen den Trümmern auf, die ihr Zuhause und Spielplatz zugleich sind. Doch dann kehrt ihr Vater zurück, und sie fasst einen Beschluss: Von diesem Fremden wird sie sich nichts sagen lassen - und fortan rebelliert sie. Sie möchte ein unbefangenes, freies Leben führen und nicht wie ihre Schwester Ana immerzu Sicherheiten schaffen. Erst viele Jahre später, als ihre Mutter erkrankt und ihrer Tochter von ihrem Leben vor dem Krieg und ihrer ersten Ehe erzählt, erkennt Helene, wie sehr auch ihre eigene Existenz von der Vergangenheit gezeichnet ist.
Authentisch und berührend - eine Mutter-Tochter-Geschichte in den Schatten des Krieges.
Wir empfehlen, zuvor auch einen Blick in Band 1 „Nebelkinder“ zu tun.

23.11.2022, 19 Uhr, Café Omalisbeth – Stefan Schwarz liest aus „Der kleine Gartenversager“, Eintritt € 10 oder Eulenkarte
Wenn der grüne Daumen nach unten zeigt.
Garten ist, wenn du von Selbstversorgung träumst und mit einer halben Tasse schrumpeliger Erdbeeren nach Hause kommst. Garten ist, wenn auf dem Nachbargrundstück die Kindergeburtstagsfeier beginnt, sobald du in den Liegestuhl sinkst. Garten ist, wenn Unkräuter dir Mathe-Nachhilfestunden in exponentieller Vermehrung geben. Garten ist, wenn du dir irgendwann wünschst, dass Obstbäume für immer beschnitten bleiben.
 
Für die vierte Lesung hatten wir mehrfach Jan Weiler angefragt. Und leider bisher, egal wo wir anklopften, keine Rückmeldung bekommen. Ich steck‘ das jetzt auf, aber es gibt sehr schöne Alternativen – die stehen dann in der nächsten Büchereule! Veranstaltungsort wird auch dafür das Café Omalisbeth sein.
 
Außerdem gibt es noch die WuB vom 29.10.2022 bis 05.11.2022 – hierfür ist unser Buchbesprechungsabend „Feine Bücher für schöne Stunden“ in Planung, ein Bilderbuchkino für Kinder (digital oder präsent – da bin ich noch unsicher …) und eine Ladenaktion, die Ihre Mithilfe erfordert. Ich bin da noch ein bisschen geheimnisvoll, aber spätestens in der ersten September-Büchereule werde ich konkret, versprochen. Die Termine für die kostenfreien Lesungen für Kinder und Jugendliche, die sind auch in der nächsten oder übernächsten Büchereule zu finden.
Damit verabschiede ich mich. Halten Sie die Ohren steif, ja? Beste Wünsche für Sie alle. Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

Büchereule 02-07-2022

Liebe Büchermenschen,

nun stehen wir direkt vor den Ferien. Hoffen wir, dass es für alle eine gute Zeit wird!
Wir sind nie „weg“ aber ab nächster Woche immer erst eine Stunde später „da“ – also ab 10 Uhr am Vormittag und ab 15 Uhr am Nachmittag. Und weil das Klimagerät läuft ist das bezüglich der Hitze eh‘ kein Problem (es läuft mit Naturstrom).

Für die ganz Schnellen hier noch ein Hinweis: In dieser Woche gab es bei den dritten und vierten Schulklassen Ranzenpost mit einem Hinweis zu einer Lesung mit Knut Krüger am 13. Dezember. Aber auf diesem Flyer gibt es auch eine kleine Verlosung – wir verlosen drei Freibadgutscheine, brauchen die Rückmeldung aber bis Samstag zur Mittagszeit. Hier ist das alles noch einmal für Sie, eine Teilnahme geht auch per Mail oder WhatsApp. Ich freue mich übrigens sehr, dass der DLRG hier „mit an Bord“ ist, sie machen eine wirklich wichtige Arbeit. Großen Dank an alle Helfer*innen dort!
 
 
  

Den Termin vormerken können Sie sich natürlich auch – wo die Lesung stattfindet, das bekommen Sie per Newsletter ja sowieso mit.

Den fast-genauso-Schnellen sei auch das Büchnerland-Festival empfohlen: Da gibt es morgen, Samstag und Sonntag noch sehr gute Veranstaltungen. Ein Besuch lohnt immer! Und vielleicht nehmen Sie sich auch Zeit für einen Besuch im Büchnerhaus, da gibt es auch immer wieder etwas zu entdecken, selbst wenn man schon öfter dort war. LINK

Ich habe mir noch etwas besonderes ausgedacht: Ab morgen gibt es bei uns einige
Spiele, die wir zum Spielen und Bewerten kostenfrei ausleihen. Bei mir zu Hause liegen ganz regelmäßig die Karten, Würfel und andere Materialien auf dem Tisch, das ist immer eine schöne Entspannung. Meiner Erfahrung nach beschränkt man sich aber auf die Spiele, die man schon kennt. Wir bieten ab jetzt die Möglichkeit, immer mal wieder Neues zu entdecken. Es sind eher kleine Spiele (die großen Schachtelspiele können Sie ja in der Stadtbücherei ausleihen) und einen kurzen Fragebogen dazu gibt es auch. Ist es schwer zu lernen? Ist die Anleitung verständlich? Passt die Zeitangabe (kürzer oder länger)? Passt die Altersangabe (jünger oder älter)? Und vor allem: Wie viel Spaß macht das Spiel? Wir leihen sie für eine Woche aus (in Absprache auch länger) – die Rückmeldung ist obligatorisch. Allerdings soll die Bewertungs-“Arbeit“ auch nicht Ihr Schaden sein: Wir verlosen am Ende des Jahres unter allen Ausleihenden drei Buchgutscheine für 10 €.
Warum wir das machen? Weil Spiele in diesem Preissegment einen Teil unseres Sortiments ausmachen. Und wir eben mehr darüber wissen wollen … Win-Win sozusagen. Und natürlich ist auch das Spielen Leseförderung – in dem Sinne, dass Wahrnehmung geschult wird. Oder die Spielanleitung verstanden. Oder Punktestände notiert. Sie wissen ja: Leseförderung ist ganz unser Ding. Also: Einfach mal rumkommen, angucken, ausleihen.

Conrad Ferdinand Meyer findet übrigens, dass Spielen ins ganze Leben passt:
                                 
Spiel

     Denkst, Freund, des wilden Knabenspiels du noch
      Das wir getrieben einst am Bergesjoch
      Wann unser freudger Wandertag verglomm
      Und höher stets und immer höher klomm?
      Wir sprangen jubelnd über Stock und Stein
      Bergan und wieder in das Licht hinein
      Und noch einmal und noch einmal,
      Bis uns entschlüpft’ der letzte Sonnenstrahl.
      
      Das Spiel, das wir im Alpentale dort
      Getrieben, Freund, wir spielens heut noch fort.
      Wann neben uns das süsse Licht erbleicht
      Wir steigen, bis von neuem wirs erreicht.
      Wir springen rüstig über Stock und Stein
      Und mitten wieder in den Tag hinein,
      Und noch einmal und noch einmal,
      Bis uns entschlüpft der letzte Lebensstrahl.
      
Conrad Ferdinand Meyer

Gestern durfte ich mal wieder ein Buch im Radio vorstellen. Sie kennen es, weil ich es in der Büchereule 02-05-22 vorgestellt habe – aber vielleicht mögen Sie sich die paar Minuten ja trotzdem anhören. Die Datei habe ich Ihnen angehängt … Das Buch „Zwei am Meer“ von Fanny André ist übrigens von Ingrid Ickler übersetzt, die schon mal einen Abend bei uns über Literaturübersetzungen referiert hat. Damals war Dacia Marainis Roman „Das Mädchen und der Träumer“ Thema und wir haben wirklich viel über die unterschiedlichen Anforderungen von Übersetzungen gesprochen.
 
In der nächsten Eule erzähle ich ein wenig über die Partnerschaft mit hr2, über den Luise-Büchner-Preis und verschiedene Podcasts. Dieses Mal wäre das zu viel, weil ich Ihnen lieber noch eine dritte Info für Kurzentschlossene zukommen lassen wollte: Nahezu jeden Freitag gibt es in Groß-Rohrheim einen Bauernmarkt. Und morgen ist dort Jubiläum, ein Besuch lohnt sich unbedingt. Es gibt immer ein gutes Angebot an Frischwaren und eine großartige Kuchentheke, die von einem Verein, einer Elterngruppe oder einer anderen Gemeinschaft bestückt wird. Das ist jedes Mal toll und vielfältig. Christa Rupp ist die Ansprechpartnerin, falls jemand gemeinnützig für einen Freitag die Theke übernehmen will. Kontaktdaten geb‘ ich gerne weiter. LINK

Wir beteiligen uns an diesem Jubiläumsbauernmarkt mit einer großen Kiste Urlaubsschätze.

Die Urlaubsbuchempfehlungen sind mittlerweile auf der Homepage zu finden. Zwei der Bücher stelle ich Ihnen aber auch hier vor: eine Empfehlung von Susanne Martin und eine von mir, beides sind Kriminalromane.

Susanne Martin - Carolina Conrad: Mord an der Algarve
Der Übersetzungsjob bietet ihr eine überraschende Perspektive für eine Zukunft in Portugal und sie beschließt, dort zu bleiben. Die beginnende Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters, aber auch der durchaus attraktive (wenn auch sehr eigenwillige) Inspektor Almeida tragen nicht unwesentlich zu diesem Entschluss bei. Es kann nicht ausbleiben, daß Anabela mit weiteren Mordfällen konfrontiert wird, an deren Aufklärung sie in mittlerweile vier Bänden tatkräftig mitwirkt.
Diese Krimis kamen mir gerade recht. Ich fand sie spannend und flott geschrieben, gewürzt mit einer Prise Humor. Der erste Band ist ausschließlich aus Anabelas Perspektive geschrieben, in den Folgebänden wechseln sich diese ab, erzählt wird abwechselnd aus Belas und Joaos Sicht. Was mir gut gefiel, ist, daß ich thematisch nicht nur einiges über Portugals Geschichte erfuhr, sondern auch über den portugiesischen Alltag. Das drängt sich nicht vor, sondern läuft im Hintergrund mit. Man merkt, daß Carolina Conrad (die eigentlich Bettina Haskamp heißt) die Region sehr gut kennt: Sie hat ihre Basis zwar in Hamburg, lebt und schreibt seit über zwölf Jahren jedoch überwiegend in Portugal.
Einzuordnen sind die Krimis in die Kategorie Cosy Crime: Sie sind nicht brutal, auch wenn es um Mord geht. Krimihandlung und das Privatleben der Figuren halten sich in etwa die Waage, wer gerne “richtige” Krimis liest, in denen die Ermittlungen im Vordergrund stehen, sollte eher nicht zu diesem Bänden greifen. Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob diese Reihe sich mit den Krimis um den Ermittler mit Aspergersyndrom Leander Lost vergleichen lässt, würde ich sagen: Nur bedingt. Auch wenn sie, ähnlich wie diese Reihe, die Atmosphäre der Algarve wunderbar einfangen, sind die Lost-Romane doch deutlich mehr Krimi denn Roman.
Anabela Silva ist eine Journalistin, deren Eltern lange in Deutschland lebten, aber schon vor einiger Zeit in ihre Heimat an der Ostalgarve zurückgekehrt sind. Sie selbst lebt in Hannover, ist frisch geschieden und gerade dabei, sich eine neue Wohnung zu suchen, als ihre Mutter sich mit einem Nortuf meldet: Sie hat sich den Arm gebrochen und bittet ihre Tochter um Hilfe. Da es ja in Portugal auch “dieses Internet” gäbe, könne sie doch auch von dort aus ihre Kolumnen schreiben. Dieser Notfall kommt Bela, wie sie alle nennen, gerade recht und so fliegt sie in das Heimatdorf ihrer Eltern im Hinterland bei Alcoutim. Dort sterben seit einiger Zeit auffällig viele Senior:innen und Bela wird den Verdacht nicht los, daß das kein Zufall ist. Dann aber wird ein erschlagener Deutscher gefunden und der Chefinspektor der örtlichen Polizeibehörde, Joao Almeida, bittet Bela um Unterstützung, da sie fließend Deutsch und Portugiesisch spricht und so bei Zeugenvernehmungen übersetzen kann. Natürlich ist Bela neugierig und beginnt, selbst zu ermitteln, nicht zum Entzücken der Polizei. Sie trägt aber letztendlich zur Aufklärung des Falls bei, der mehr mit ihrer Familie zu tun hat, als sie ursprünglich dachte.
Fazit: Wer spannende Unterhaltung sucht und sich auf die Reise nach Portugal machen möchte, wird mit dieser Reihe gut unterhalten.
Rowohlt Verlag, 978-3-499-27112-0, € 10,00

Lucia Bornhofen - Herbert Dutzler: Letzter Kirtag
Dieser erste Band der Altaussee-Krimis hat viel „Gegend“, wie man das von Regionalkrimis kennt. Er hat einen ungewöhnlichen Ermittler, wie man das von Regionalkrimis kennt. Er besticht an vielen Stellen durch hintergründigen Humor, wie man das von Regionalkrimis kennt.
Und doch ist das kein üblicher Regionalkrimi. Was sicherlich auch daran liegt, dass der Autor, Herbert Dutzler sich mit Kriminalromanen auskennt, seine Diplomarbeit hatte sie zum Thema. In manch anderem Roman gibt es zwar Tote, aber irgendwie keinen schlüssigen Grund. Hier hingegen sind das Warum und das Wie relevant und durchaus realistisch, gar nicht platt sondern hintergründig und wichtig. Und trotzdem unterhält dieser Krimi wunderbar! Ich habe oft geschmunzelt, einiges gelernt, mich auch manchmal gewundert. Aber ich habe wirklich jede Seite genossen.
Worum geht’s? Am Montag der Kerb (in Altaussee heißt sie Kirtag …) findet Polizist Gasperlmaier frühmorgens im Festzelt eine Leiche. Er kennt den feinen Herrn nicht, und sympathisch ist er ihm auch nicht, trägt er doch eine neue (!) Lederhose. Er hat sich wohl anbiedern wollen – als Einheimischer trägt man alte Lederhosen. Und ausgerechnet am Kirtag ist er im Festzelt zu finden: Das wird abgesperrt werden müssen während der Untersuchungen. Die Altauseer werden den letzten Kirtag gar nicht feiern können. Kurzentschlossen schafft Gasperlmaier die Bank, auf der die Leiche saß, ins nächste Gebüsch und will die Leiche dazulegen. Allerdings kommt der erste Bierwagen und er schafft es nur noch ins Pissoir mit dem Toten. Dorthin ruft er dann die Kameraden – und das alles ist im Nachhinein eine wirklich saublöde Idee! Gasperlmaier wird seiner Christine am Abend einiges zu beichten haben.
Völlig verblüfft ist er, als Kommissarin Frau Dr. Kohlross ankommt und die Ermittlungen in die Hand nimmt. Eigentlich sollte es ja normal sein, dass auch Frauen Mordermittlungen leiten – nur ist es ihm halt noch nicht passiert. Und dass die Frau dann auch noch adrett ist und schön anzugucken, das macht es nur noch schlimmer. Einen messerscharfen Verstand scheint sie auch zu haben. Falls Sie jetzt glauben, Gasperlmaier wäre einer dieser lüsternen Deppen: Das stimmt absolut nicht. Nur scheint er sich, gedanklich und im Tun, immer wieder einfangen zu müssen. Er neigt tatsächlich dazu, erst einmal alle Fettnäpfchen, auch die frivolen, mitzunehmen. Seine Versuche, richtiger zu handeln, machen manchmal alles nur schlimmer …
Am gleichen Tag wird im Altausseer See eine Frauenleiche gefunden – und es stellt sich heraus, dass das die Gattin des ersten Mordopfers ist. Hat es jemand auf die Familie abgesehen?
Weil Kirtag ist und man ja auch mal Pause machen muss, findet das Mittagsmal vor dem Festzelt statt – Gasperlmaiers Finte hat nichts genutzt, am Vormittag war die ganze Wiese inklusive Zelt gesperrt, aber die Spurensicherung war wirklich schnell und das ganze Dorf kann jetzt feiern. Mittagsmahl also, mit Brathendl und Bier, und ausgerechnet das nimmt ein Kamerateam auf! Und so sieht sich Gasperlmaier, am Feierabend und nachdem er Christine alles gebeichtet hat, in der Abendschau – kommentiert damit, dass die Polizei nix besseres zu tun hat, als zu feiern! Trotzdem ist die Nacht ruhiger als gedacht. Allerdings endet sie sehr früh mit einem Anruf: Ein dritter Toter ist gefunden worden …

Haymon Verlag, 978-3-8521-8870-6, € 14,95

 
Und ja: Auch heute schließe ich mit dem Bilderbuchpfad. Ab dem Wochenende finden Sie dort kleine Geschichten, die erzählen, warum wir Gernsheimer als „Eulen“ bezeichnet werden. Könnte Sonntag werden, ich hab‘ noch keinen Satz geschrieben – aber es kommt. Wir müssen ihn übrigens ein bisschen umbauen und ich brauche für 14 mal Absägen Unterstützung. Mögen Sie helfen?
 

 
Jetzt bleibt mir „nur“ noch, Ihnen schöne Ferien zu wünschen. Oder einfach so eine gute Zeit. Ich melde mich hier erst wieder, wenn die Woche mit Maria Hermann, der mobilen Buchhändlerin, vorbei ist …
 
Dann aber mit konkreten Terminen, neuen Kooperationen und ganz anderen Ideen für unsere Sammeldosen.Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

Büchereule 01-07-2022

Liebe Büchermenschen,

sind Sie auch sehnsüchtig nach der Ferne? Schöne Orte, gutes Essen, nette Menschen? Sonne satt? Meeresrauschen? Ich finde, Bücher können uns Leser*innen fast immer überallhin versetzen – aber ab und an muss es auch echtes Erleben sein. Auch für so ortstreue Menschen wie mich … Was ich sagen will: Die Buchhandlung wird vom 01. August bis 06. August 2022 von Maria Hermann betreut – Frau Hermann ist eine mobile Buchhändlerin, die alle Buchhandlungs-Fertigkeiten besitzt. Das gesamte Team ist also in Urlaub (nicht alle fahren weg). Ich bin mir sicher, dass Sie genauso nett und freundlich zu ihr sind, wie Sie es zu uns sind, ja? Danke

Der junge Schiffer
 
Dort bläht ein Schiff die Segel,
frisch saust hinein der Wind!
Der Anker wird gelichtet,
das Steuer flugs gerichtet,
nun fliegt’s hinaus geschwind.

Ein kühner Wasservogel
kreist grüßend um den Mast,
die Sonne brennt herunter,
manch Fischlein, blank und munter,
umgaukelt keck den Gast.

War‘ gern hineingesprungen,
da draußen ist mein Reich!
Ich bin ja jung von Jahren,
da ist’s mir nur ums Fahren.
Wohin? das gilt mir gleich!

Friedrich Hebbel (1813 – 1863)

Bevor wir wie der Matrose bei Hebbel in „See stechen“ gibt es noch eine kleine Aktion in Gernsheim, Stockstadt und Groß-Rohrheim: In der letzten Schulwoche verteilen wir an verschiedenen Tagen Urlaubsschätze – das sind richtig tolle Bücher aus Kleinverlagen, die schon ein bisschen länger bei uns sind und die ich nicht an die Verlage zurückschicken will. Sie haben mit der Papierknappheit und dem Kostendruck sehr zu kämpfen und alles, was ich zurückschicke, müssen sie mir gutschreiben (so ist das Buchhandelssystem, dafür dürfen wir nicht mit Rabatten abverkaufen …). Weil mich aber der Staat in diesem Jahr finanziell mit versorgt hat, habe ich mir eine andere Möglichkeit ausgedacht, mit der das Sortiment übersichtlich und topaktuell wird: Die Bücher werden schön verpackt (mit Papier- und Kalenderresten) und in den drei genannten Orten verteilt. Wer einen Urlaubsschatz findet, darf ihn behalten. Es gibt sie für jedes Alter und in unterschiedlichen Genres, das ist jeweils notiert. Kurz und knapp: Vom 18. Juli bis 22. Juli Augen aufhalten, Urlaubsschätze entdecken und freuen.

Davon abgesehen gibt es auch in diesem Jahr während der Sommerzeit
leicht veränderte Öffnungszeiten: Die Buchhandlung hat von Montag 27. Juli 2022 bis Samstag 27. August 2022 an den Werktagen von 10 bis 12.30 und von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet, an den Samstagen jeweils von 10 bis 13 Uhr. Sie kennen das ja schon aus den Vorjahren, da galten diese Zeiten im Juli; das ist in diesem Jahr nicht so sinnvoll, weil die Sommerferien nur zu einem sehr geringen Teil auf diesen Monat entfallen … Sie sehen aber: Ganz zu ist nie, es ist immer jemand da! Sicherlich wird auch die Abholstation in dieser Zeit besonders hilfreich sein: Sie steht im Eingangsbereich und ist 24/7 verfügbar, ihre drei Fächer sind Zahlencode-geschützt. Da kann alles deponiert werden, was nicht zu den Öffnungszeiten abgeholt werden kann – einfach Bescheid geben, dann bekommen Sie die Fachnummer und den Zahlencode mitgeteilt. (Die Abholstation kann jetzt schon genutzt werden und wir uns sicher noch sehr gute Dienste leisten.)

Rechtszeitig vor den Sommerferien haben wir auch das Reiseführer-Regal neu strukturiert: Es ist nun quer durch alle Verlage nach Urlaubszielen sortiert. Außerdem habe wir die tollen Reiseführer des Bruckmann-Verlags mit aufgenommen, weil sie sehr übersichtlich und klar sind und wirklich relevante Einträge haben. Dazwischen finden sich auch immer wieder die schmalen Bücher aus dem Lehmstedt-Verlag, die mit Hilfe eines Spaziergangs von nur einem Tag einen ganzen Ort darstellen. Haben wir schon geprüft und für sehr gut befunden. Am Lager sind vorzugsweise Orte, die man auch wirklich für einen Tag besuchen kann, weil die Entfernung nicht so groß ist.
Bei Bruckmann gibt es darüber hinaus auch herrlichen Prachtbände - „Secret Places“ beispielsweise oder „Mystische Pfade“ – die einen wirklich aus dem Hier und Jetzt entführen. Sie sind bestens als sehr besondere Geschenke geeignet.

 
Beim Urlaubsbuchabend hatte ich „Die allerseltsamsten Orte der Welt“ vorgestellt, das ist zwar überhaupt kein Reiseführer aber Sehnsuchtsgeeignet ist es schon … Herr Schwob hingegen nimmt Sie mit auf eine seeeehr ungewöhnliche Reise nach Polen.
 



Ralf Schwob empfiehlt - Auf der Suche nach der Liebe fürs Leben
Jürgen lebt mit seiner pflegebedürftigen Mutter in Harburg und verdient seinen Lebensunterhalt als Parkhauswächter. Viele Freunde hat er nicht, außer seinem alten Kumpel Bernie, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und stets schlecht gelaunt über seine Mitmenschen herzieht. Jürgen hingegen ist ein positiv denkender Mensch für den das Leben voller Chancen ist, auch wenn der ein oder andere ihn für einen „armen Willy“ halten mag. Den beiden Freunden fehlt allerdings etwas zum vollkommenen Glück, und das ist natürlich die Frau fürs Leben. Warum es damit noch nicht geklappt hat, ist Jürgen auch nicht ganz klar, hat er doch fast sämtliche Ratgeber zu diesem Thema gelesen und deren Tipps auch bei seinen wenigen Verabredungen mit Frauen beherzigt. Allerdings ohne Erfolg. Nachdem die Beziehungsanbahnung also über Online- und Speed-Dating nicht zum erwünschten Erfolg führt, beschließen Jürgen und Bernie, sich professionelle Hilfe zu suchen und landen bei „Eurolove“, einer Partnervermittlung, die deutsche Männer mit polnischen Frauen zusammenbringt. Zusammen mit einer Handvoll anderer einsamer Männer fahren sie im Kleinbus nach Polen, wo sie in einem Hotel die vorher aus einem Katalog ausgesuchten Damen kennenlernen sollen …  
Der schräge Witz dieser Geschichte speist sich aus der Diskrepanz zwischen dem angelesenen Ratgeberwissen und dessen praktischer Umsetzung, bei der sich Jürgen immer selbst im Weg steht, gerade weil er weiß, wie es theoretisch funktioniert. Der Roman ist bevölkert von verschrobenen Männern (und auch ein paar Frauen), die aber in ihrer Kauzigkeit niemals vorgeführt werden.
Heinz Strunk: Jürgen. Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-499-29041-1, € 10,00

Lucia Bornhofen empfiehlt - Alastair Bonnett: Die allerseltsamsten Orte der Welt
Der Autor Alastair Bonnett nimmt Sie mit zu kleinen Inseln und Inselgruppen, in Enklaven und unsichere Nationen, zu utopischen, gespenstischen, versteckten Orten. Alastair Bonnett hat sie tatsächlich bereist. Wobei bereist nicht immer das richtige Verb ist, manche der Orte kann man nur ergründen. Nur im Kapitel „ungebärdige Inseln“ begegnen uns ausschließlich Orte, die man wirklich bereisen kann oder könnte: Es hängt davon ab, wie klein oder groß das Boot ist und ob es Aufbauten gibt, die den Zutritt verhindern. Bei fast allen genannten Inseln ist die Anreise weit, gefährlich außerdem. Nur die Verkehrsinsel, der letzte Eintrag in diesem Kapitel, ist ganz nah – hier gibt es nicht soo viel zu erkunden, aber reichlich zu verstehen.
Das zweite Kapitel „Enklave und unsichere Nationen“ beginnt vergleichsweise harmlos. Der Autor entführt uns Leser*innen in die Dolomiten, in ladinische Täler und sogleich möchte man dorthin reisen. Auch wegen der Landschaft – vor allem aber wegen der Sprache, die in vielfältigen Dialekten zu hören ist. Schwieriger wird es mit dem Sandwall in der Sahara. Und endgültig im Bereich von Gewalt sind wir angekommen, wenn Bonnet über das Ferghanatal und Neurussland schreibt. So schwierig geht es im Kapitel der Utopischen Orte weiter, das beginnt nämlich mit dem Islamischen Staat. Aber es endet mit einem zauberhaften, großartigen, die Phantasie beflügelnden Felsengarten in Indien zu dem auch Weitreisemuffel am liebsten gleich aufbrechen wollen.
Gespenstische Orte hat Bonnett sieben verzeichnet. Alle von Menschen gemacht, fast alle als großes Projekt geplant und dann irgendwie aus der Zeit gefallen. Ein Phantomtunnel, Fußgängerbrücken, der Drehort eines wahnwitzigen Filmprojektes. Mittendrin der Eintrag „Magisches London“ – den jeder, der jemals in London war, sofort nachvollziehen kann. Im letzten Kapitel widmet sich Bonnet versteckten Orten: Auch hier wieder in einer ungewöhnlichen Mischung. Da gibt es Orte, die uns unseren umweltzerstörenden Lebensstil vor Augen führen, und das komplett ohne Tafeln, Aufrufe oder erhobenem Zeigefinger. Ihre Existenz allein genügt. Andere Orte sichern Urheberschaften oder Territorialansprüche …
Dieses Sachbuch ist eine hochinteressante, vielfältige Zusammenstellung von Orten (aber auch Zeiten und Gegebenheiten) – jeder Satz macht klüger und bietet Stoff zum Nachdenken.
Verlag C. H. Beck, 978-3-406-78255-8, Übersetzung Andreas Wirthensohn, € 14,95

Die restlichen Empfehlungen unseres Urlaubsbuchabends finden Sie ab Montag auf der Homepage. In der nächsten Büchereule stelle ich Ihnen aber auch noch einige der Titel vor: Es war ein sehr kurzweiliger Abend mit sehr unterschiedlichen Büchern. Wir haben viel gelacht und hatten eine schöne Zeit.
 
Ganz anderes Thema, aber doch dicht bei:
Falls Sie nach Kinderbeschäftigung suchen, die braucht man ja sowohl beim Reisen und als auch zu Hause: Beim Gerstenberg-Verlag gibt es zu den wunderbaren Wimmelbüchern von Rotraud Susanne Berner ganz herrliche Ausmalbögen. Überhaupt lohnt sich ein Blick auf die Verlagsseite, dort gibt es viele Infos und einiges an Bastel-, Rätsel- und Forschermöglichkeiten. Alle passen zu den Büchern des Verlages – und da wir die wirklich richtig toll finden, sind auch sehr viele Bücher bei uns am Lager. Die Bücher über Wimmlingen feiern in diesem Jahr 20. Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch! (Im Schaufenster haben wir gerade Sonderausgaben und neuen Puzzles von Wimmlingen stehen. Und Miffy-Bücher aus dem Diogenes-Verlag stehen daneben. Wir finden, das ergänzt sich wunderbar: Fröhliches Gewimmel und ganz klare, einfache Strukturen – und beides sind Herzensangelegenheiten.) LINK

In der Planung ist gerade ein Jubiläumsnachmittag mit dem KSV Allmendfeld: Dieser Verein feiert in 2022 sein 75. Bestehen, sie haben einen ganzen Reigen an Veranstaltungen geplant. Eine davon wird am Sonntag, den 25. September die „Bücherzeit“ sein. Um 14.30 Uhr starten wir mit Bilderbuchkino und ab 15.30 Uhr gibt’s dann fröhliche Witz- und Lückentexte für Kinder von 8 bis 10 Jahren. Mit diesen Kindern entwickle ich im Anschluss auch eine vielleicht lustige, sicher spannende Harry-Potter-Geschichte. Ich freu‘ mich schon sehr! Was der KSV noch so alles macht, das finden Sie hier. Ach, und, Kaffee und Kuchen gibt es an „meinem“ Lesesonntag auch. LINK

Den Reigen der Kinderdinge beschließt wieder der Bilderbuchpfad: Da läuft seit gestern das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten mit den farbenfrohen Aquarellen von Petra Lefin. Gestern hatte ich Hilfe beim Wechsel, Praktikant Jonas war mit dabei. Das ist immer eine gute Gelegenheit, über Urheberrecht und Gemeinfreiheit zu informieren. Und darüber, wie freundlich es vom Don Bosco Verlag ist, dass wir die Bilderbücher „einfach“ so zeigen dürfen, obwohl sie noch nicht gemeinfrei sind.
 
Und damit verabschiede ich mich ins Wochenende. Aber noch nicht in den Urlaub – wahrscheinlich melde ich mich sogar Ende der nächsten Woche gleich wieder. Denn es steht noch eine Aktion mit dem DLRG an, da gehört eine Verlosung von drei Freibadkarten für Kinder dazu. Das muss natürlich noch vor den Ferien erledigt sein … Die Lesung zum Badevergnügen gibt’s dann aber erst am 13. Dezember und dann natürlich nicht im Freibad.
 
Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit, Sehnsucht und Fernweh und Sonne und Fröhlichkeit und was man so alles braucht während des Sommers. Tanken Sie ein bisschen Glück, das können wir alle und immer gebrauchen. Astrid Lindgren lässt ihre Ronja Räubertochter sagen: „Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbienen den Honig. Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn… wenn es nicht mehr Sommer ist.“ Auf, auf, geh’n wir sammeln. Und: Lesen Sie gut!

Herzlichst, Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der Buchhandlung Bornhofen
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

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